{jcomments off}„Ja, natürlich“, fährt er fort, „genau wie Rudolf Hitler! Der große deutsche Anführer, Rudolf Hitler, das ist wie Dein Name! Sehr berühmter Name.“ Ich muss lachen und will wissen: – „Meinst Du vielleicht den anderen Nazi, Rudolf Heß?“ – „Nein nein“, versichert er, „ich meine Rudolf Hitler, den großen Führer der Deutschen!“ Er ist nicht davon abzubringen – also warum den Mann enttäuschen? „Ja natürlich, wie der Führer“, gebe ich mich schließlich geschlagen. Die restlichen Formalitäten werden daraufhin sehr schnell abgewickelt und ich werde freundlich und zuvorkommend behandelt.

Schließlich fahren wir über eine langgezogene Straße. Links und rechts sind ein paar Hütten aber es gibt keinen Schlagbaum oder dergleichen. „Sind wir schon in Nepal?“, frage ich Michael verwundert. – „Nein, wir haben doch noch nicht mal ein Visum...“, antwortet er ebenso ratlos. Am Ende der Straße winkt uns ein Mann hektisch zu. Er will unsere Pässe sehen und schüttelt dann mit dem Kopf: „Kein Visum“, erklärt er und deutet in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Fragend blicken wir uns um, wir haben keine Ahnung, wo wir das Papier bekommen. Nach einer kleinen Irrfahrt finden wir einen Beamten in einem Holzhäuschen. In der Einfahrt rennen Hühner und Hunde herum – sind wir hier richtig? Tatsächlich bekommen wir hier ohne viele Umstände eine Einreisegenehmigung. Der Mann klebt mir das Papier verkehrt herum in den Pass, was ihn aber nicht besonders kümmert. Schließlich holen wir auch noch den Einreisestempel für unseren Bus und schon rollen wir die ersten Meter auf nepalesischem Boden.

Die Landschaft ist seit dem Grenzübertritt wie ausgewechselt. Die sanften Hügel sind über und über bedeckt mit Reisterrassen. Jeder Zentimeter von dem neu gewonnenen flachen Untergrund ist dicht mit den leuchtend grünen Halmen der jungen Pflanzen bedeckt. Entlang der geraden, gut geteerten Straße wachsen Bäume und Büsche, es ist feucht und warm und bei Weitem angenehmer als die Hitze weiter südlich. Im Hintergrund erheben sich die Riesen des Himalayas und recken nach dem Himmel. Die Menschen sind freundlich und viel ruhiger als ihre indischen Nachbarn. Wir werden auch hier neugierig beobachtet, doch die Leute gehen nach einer Weile freiwillig weg und halten generell mehr Abstand. Das empfinden wir als sehr angenehm.

Wir durchfahren das wunderbar saftige Grün der Mahabharat Range, die Ost-West Erhebung des Landes. Schon an unserem zweiten Tag erreichen wir den Royal Bardia Nationalpark im Südwesten von Nepal. Nur eines haben wir nicht bedacht: Als wir auf dem staubigen Weg in den Wald fahren, ist unser Fenster hinten offen. Der Staub, den Bruti aufwirbelt, wird durch den Sog durchs Fenster direkt in unsere Wohnkabine geleitet. Als wir schließlich einen wunderschönen Platz direkt an einem kleinen Fluss gefunden haben, kommt das böse Erwachen: Unser komplettes Auto ist im Inneren von einer feinen Staubschicht bedeckt. Alle Matratzen, Decken, Utensilien, Kleidung und Gerätschaft ist voller Staub. Er ist sogar in die Ritzen der Schränke eingedrungen. In einer mehrstündigen Aktion müssen wir unseren Haushalt davon befreien. Es dauert ewig, bis auch der letzte, staubbedeckte Kugelschreiber wieder sauber ist.