„Wenn wir einen Nabendynamo haben, können wir auch Batterien und kleine Akkus laden – z.B. den MP3-Player!“

Das sagte mein Mann zu mir – im Brustton der Überzeugung. Eigentlich macht es schon Sinn, denn der Nabendynamo produziert schließlich immer Strom, wenn wir fahren – und die Beleuchtung verbraucht längst nicht alles. Wir bewegten uns also auf dem schwierigen Gebiet der Fahrradelektrik und der passenden Stromwandler. Es gibt schon einige wenige Geräte auf dem Markt, doch sämtliche Detailfragen blieben unbeantwortet, da die Thematik sehr komplex ist: Dauert das Laden der Akkus per Nabendynamo länger als sonst? Schadet es den Akkus? Werden die Batterien wirklich voll geladen? Welche Geräte können wir laden – welche nicht? Kann man die Geräte während dem Laden betreiben (z.B. Musik hören während der Akku lädt)? Bekommen wir genügend Strom, um auch das Navi längere Zeit zu betreiben?

Vorneweg: Auch jetzt nach einer intensiven, einjährigen Erfahrung mit zwei verschiedenen Stromwandlern für's Fahrrad können wir längst nicht alle diese Fragen beantworten. Doch das Wichtigste wissen wir: Es funktioniert tatsächlich – und zwar genial! Doch nun alles der Reihe nach:

Um die Sache etwas spannender zu machen – und weil wir nicht wussten, welches System besser ist – verbauten wir zwei verschiedene Geräte:

Das „Zzing“, mit integriertem Pufferakku und USB-Ausgang

und das „E-Werk“ von Busch & Müller.

E-Werk von Busch & Müller„Ich will das E-Werk!“ sagte Michael, als wir beide Systeme in Augenschein nahmen. Michaels Fahrrad war wegen dem größeren Anhänger (und dem riesigen Hund) viel schwerer als meines, daher stimmte ich sofort zu, denn es war offensichtlich: Das E-Werk ist winzig und federleicht im Vergleich zum Zzing.

Wir hatten nicht viele Möglichkeiten, die beiden Geräte am Reiserad unterzubringen. Das Steuerrohr war aber noch frei, so wurde das der Platz für die Bordelektrik. Michaels E-Werk kann man einfach, schnell und sicher mit zwei O-Ringen befestigen, das Zzing braucht eine eigene Halterung, die man extra kaufen muss. Für den Anschluss am Nabendynamo sind bei beiden Geräten die entsprechenden Kabel dabei, so war alles schnell startklar.

 

 

 

Im Alltagsgebrauch:

Folgende Geräte waren bei uns im ständigen Einsatz und wurden größtenteils mit unserer 'Fahrrad-Power' versorgt:

Zwei Samsung YP U5 MP3-Player: Ein sehr puristischer Player im USB-Stick-Format, der den Anschluss direkt am Gerät hat – es ist also kein extra Ladekabel erforderlich. Die Akkulaufzeit ist mit bis zu 20 Stunden angegeben. Wir haben nie die Zeit gestoppt, doch der Akku hält wirklich sensationell lang!

Wir konnten die Player problemlos mit Zzing und E-Werk aufladen – und währenddessen auch Musik hören. Für das Zzing benutzte ich immer ein USB-Verlängerungskabel, da ich den Player sonst direkt am Zzing hätte anstecken müssen (was auch geht, doch ich habe ihn lieber am Lenker in Reichweite: Vor allem um ein Lied weiterzuschalten...). Michael kann einfach das USB-Kabel vom E-Werk benutzen und verstaut den Player meist in seiner Lenkertasche. Die Player zeigen an, wenn die Akkus voll sind, was nach einer normalen Ladezeit der Fall ist (2-3 Stunden). Dann sind sie auch wirklich VOLL – d.h. Im Normalfall ist dann wieder für mehrere Tage Ruhe.

Einziger Unterschied bei Zzing und E-Werk: Ist der Player ausgeschaltet und lädt am Zzing, so bleibt er auch aus. Lädt er dagegen am E-Werk, so springt er an, sobald das Fahrrad bewegt wird. I.d.R. Haben wir aber sowieso während des Ladens Musik gehört, daher störte dieser Effekt nicht weiter.

Ein Nokia 6300 Handy: Leider habe ich meinen geliebten Player verloren. Es gab ein kurzes Intermezzo mit einem billig-Player (den ich auch per Zzing laden konnte, der jedoch schnell kaputt ging). So blieb mir am Ende noch das gute alte Nokia-Handy: Es lässt sich ebenfalls problemlos mit dem Zzing laden – Michael hat extra ein Kabel mit den passenden Steckern dafür gelötet. Das Nokia zeigt an, wenn es voll ist, und funktioniert wunderbar. 

Suchbild: Wo versteckt sich das Zzing? Richtig, es ist zum Deko-objekt geworden. Der schwarze Querstreifen in der Mitte ist übrigens dehbares Klettband, mit dem ich das Zzing momentan befestige.

Zzing

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Magellan Triton 2000 Navigationsgerät: Das hatten wir in Europa bei uns und immer wieder benutzt um z.B. den nächsten Supermarkt oder auch das nächste Gewässer zu finden. Für den außereuropäischen Raum fanden wir allerdings keine Karten mehr dafür, also trennten wir uns davon. Das Navi war auf meinem Fahrrad befestigt und wurde ausschließlich über das Zzing betrieben, was gut funktioniert hat. Die Akkus lassen sich im Gerät zwar nicht laden (das ist leider nicht vorgesehen) – doch die Power vom Zzing reicht aus, um es ständig zu betreiben, selbst nach entfernen der Akkus aus dem Navi.

AA und AAA Batterien: Die brauchen wir für unsere drei Taschenlampen und die Reiselautsprecher. Wir haben uns zwei sehr einfache USB-Batterieladegeräte gekauft und laden bei Bedarf am Zzing oder am E-Werk. Es funktioniert beides gleich gut. Die Ladegeräte haben allerdings keine Füllstandsanzeige, d.h. Wir wissen nicht, wann und ob die Akkus voll sind. Meist ließen wir sie einfach einen Tag lang am Rad, da war dann zumindest für's Erste wieder ausreichend Strom drin. Wenn wir diese Akkus dann allerdings in unser normales (und hochwertiges!) Ladegerät an die Steckdose hängten, zeigte es uns, dass sie gerade mal zu einem Drittel gefüllt seien. Eventuell lohnt es sich, ein besseres USB-Ladegerät zu kaufen.

Wir haben auch die Grenzen unserer kleinen Wundermaschinen kennen gelernt.

Das geht nicht:

Apple Iphone 3Gs: Aus uns unerfindlichen Gründen lässt sich dieses Iphone weder mit Zzing noch mit dem E-Werk laden (und NUR dieses, d.h. alle anderen Modelle gehen!) Das war ein wenig enttäuschend und führte dazu, dass das Iphone nur ein kurzes Gastspiel bei uns hatte. Es gibt es übrigens eine Liste von Busch & Müller, die besagt, welche der gängigen Geräte mit dem E-Werk betrieben werden können. Diese findet ihr hier.

Viele, viele Batterien: Man darf nie vergessen, dass es einen gewissen Arbeits- und vor allem Zeitaufwand bedeutet, die einzelnen Batterien zu laden. Unsere Reiselautsprecher haben z.B. vier kleine AAA-Akkus – wenn die leer sind, müssen wir einen ganzen Tag lang zu zweit Akkus laden, um abends wieder Musik hören zu können. In der Zeit kann dann natürlich kein MP3-Player, Handy oder sonstiges geladen werden – sprich, damit sind wir bereits ausgelastet.

Zu Beginn der Reise hatten wir zwei Handfunkgeräte dabei, von denen wir uns leider trennen mussten: Jedes hatte drei AA-Akkus, die schon nach einem Tag Standby-Zeit zur Neige gingen. So hätten wir nach einem Tag also sechs Akkus zu laden – das ist mit unseren Möglichkeiten nicht zu schaffen.

Laptop: Zu unserem größten Leidwesen reicht der Strom nicht, um das Laptop zu laden – was wirklich sehr schade ist! Wenn es das mal zu kaufen gibt, her damit!

Kamera: Der Akku unserer Kamera hält zum Glück ewig, denn auch den könnten wir nicht selbst laden.

Nach einem Jahr Radreise und den entsprechenden Witterungsbedingungen funktionieren beide Geräte immer noch, doch die Witterung hat dem Zzing deutlich mehr zugesetzt als dem E-Werk. Der On-Off-Schalter vom Zzing hat nun einen Wackelkontakt. Dazu muss gesagt werden, dass es nur als 'wasserabweisend' gekennzeichnet ist – und von uns aber niemals bei Regen extra eingepackt oder geschützt wurde. Die Halterung vom Zzing hatten wir von Beginn an modifiziert, leider war unsere Konstruktion nicht überaus haltbar und ist kaputt gegangen. Wir befestigen das Gerät momentan mit dehnbarem Klettband. Das E-Werk funktioniert nach wie vor ohne Probleme!

Vergleich E-Werk und Zzing:

oder: Verratet endlich, welches Gerät nun besser ist!

Hier nun die Vor- und Nachteile beider Geräte im Überblick:

E-Werk:

+ sehr klein und leicht

+ wetterfeste Verkabelung mit den Geräten möglich

- kein Pufferakku

- der Ladestrom muss für die entsprechenden Geräte individuell eingestellt werden.

Zzing:

+ Einfacher Anschluss von vielen Geräten, da Standart USB-Ausgang

+ Großer Pufferakku eingebaut, der ein Laden/Betreiben der Geräte auch bei Stillstand des Fahrrades erlaubt

- Großer Pufferakku eingebaut, der das Gerät wesentlich größer, schwerer und anfälliger macht (wobei mein Pufferakku nach einem Jahr immer noch in Ordnung ist)

- Anfälliger bei starker Feuchtigkeit, da nur 'wasserabweisend' und mit einfachen (nicht witterungsgeschützten) Anschlüssen ausgestattet

Der Unterschied in der Benutzung der beiden 'Kraftwerke' ist natürlich stark von dem Pufferakku abhängig. Im Klartext heißt das: Beim Zzing können alle möglichen Geräte einfach angesteckt und betrieben werden – man muss nur auf 'On' bzw. 'Off' schalten, dann wird geladen – oder eben nicht. Der Nachteil an der Sache ist der, dass es öfter passierte, dass ich bei längeren Pausen vergaß, den Schalter auf 'Off' zu stellen. Dann ist natürlich der interne Akku vom Zzing nach einer Weile komplett leer – das kann beim E-Werk nicht passieren. Der Nachteil beim E-Werk ist wiederum der, dass verschiedene Geräte eine verschiedene Stromstärke brauchen, die man dann jedes Mal mit Hilfe eines kleinen Extra-Werkzeuges einstellen muss. Das schwierige an der Sache ist, dass es sehr viele Einstellmöglichkeiten gibt und die meisten Geräte nur mit der einzig richtigen funktionieren. Ist uns die gerade entfallen, so bleibt nur mühseliges Ausprobieren – oder warten, bis wir im nächsten verfügbaren Internet nachsehen können. Hilfreich ist es, sich die richtige Einstellung für alle benötigten Geräte aufzuschreiben. Wenn alles richtig eingestellt ist, lädt das E-Werk manche Batterien sogar schneller als das Zzing.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich das Prädikat 'besser' und 'schlechter' danach richtet, für welche Zwecke man sein Kraftwerk braucht und wie man die einzelnen Pros und Contras gewichtet. Das Navi ließe sich z.B. über das E-Werk kaum vernünftig betreiben, da es bei jedem Stopp des Fahrrades ausgehen würde (auch wenn die eigenen Akkus noch voll sind, denn zumindest unser Navi ging dann jedes Mal kurz aus, um auf die interne Stromversorgung umzustellen). Für gewichtsbewusste Radler, die nur Geräte haben, die auch ohne ständigen Strom funktionieren (wie unsere MP3-Player) würde ich allerdings dennoch das E-Werk empfehlen. Hat man den Dreh mit der richtigen Einstellung einmal raus, ist das kleine Kraftwerk absolut ausreichend. Ob wir mit dem Laden per Dynamo die Lebensdauer unserer Akkus verkürzen oder nicht, können wir nicht sagen – jedenfalls ist es kein für uns sichtbarer Effekt.

Der Strom, den unsere Nabendynamos produzierten, war übrigens in jedem Fall immer ausreichend. Es bleibt zwar angeblich weniger Strom für die Beleuchtung übrig (was ja auch Sinn macht) – doch dieser Effekt ist weder sicht- noch spürbar.

 

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