Wir haben gedacht, wir kennen unser Heimatland, immerhin haben wir den Hauptteil unseres bisherigen Lebens hier verbracht. Und doch betraten wir nun gewissermaßen Neuland, denn wir hatten im Wesentlichen nichts als unsere Fahrräder, eine Campingausrüstung und etwa 250 km, die es zurückzulegen galt. Diese Strecke galt für uns als Trainingsstrecke, denn wir hatten wegen der zeitaufwändigen Reisevorbereitungen kaum Gelegenheit gehabt, unsere Drahtesel einzufahren: Von Fürstenfeldbruck bei München nach Straubing und schließlich in das Heimatdorf meines Mannes: Niederrunding im bayerischen Wald, Landkreis Cham.

Am 10. Juni 2010 brachen wir schließlich zu unserer Fahrradreise auf. Das allererste Mal bestückten wir "Streetmachine" und "Dreadesel" (so heißen unsere Fahrräder) mit dem kompletten Gepäck und den Anhängern: Je vier große Packtaschen und einen Packsack, eine Lenkertasche und zwei kleine Rahmen- bzw. Satteltaschen. Das war schweeeeer ...

... aber es rollte! Und so pedalierten wir betont gemütlich unsere ersten Kilometer, während unsere Hunde nebenher liefen.

Es war extrem ungewohnt, so ein schwer beladenes Rad zu fahren. Das Anfahren kostete sehr viel Kraft, steuern war eine seltsam wackelige Angelegenheit. Und doch wurden wir bald mit der gemütlichen Fahrweise, die unsere Gespanne erforderten, vertraut. Wir waren die Lastwagen unter den Radlern - aber dabei noch geländetauglich.

Radreise durch DeutschlandEine unserer drängendsten Sorgen löste sich nach wenigen Tagen in Luft auf: "Wildes Zelten" außerhalb von Campingplätzen ist in Deutschland eigentlich nicht erlaubt. Biwakieren (=offen in einem Schlafsack übernachten) übrigens schon. Doch tatsächlich fanden wir jeden Abend problemlos ein hübsches Plätzchen in der Natur, an dem wir ungestört unser Zelt aufbauen konnten: Auf freien Grünflächen neben einem Radweg, auf abgemähten Feldern, an den Ufern von Bächen oder kleinen Seen. Wenn möglich bauten wir unser Lager in einem Sichtschutz auf, doch das ging nicht immer.

Wir hatten wirklich Glück: Niemand wollte uns wegschicken, niemand kam zu unserem Zelt, man ließ uns einfach gewähren. Tatsächlich hatten wir in Bayern meist wunderschöne Schlafplätze mitten im Grünen. Die gut angelegten und durchgehend beschilderten Radwege taten ihr übriges und führten uns auf einer ruhigen, ländlichen Strecke immer Richtung bayerischer Wald. 

Die Planung dieser Etappe hatten wir vom heimischen Schreibtisch aus mit Hilfe des Internets erledigt. Gutes Kartenmaterial ist immer hilfreich aber nicht einfach zu finden. Unsere Empfehlung: Radtourenkarten vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). Für ganz Deutschland gibt es insgesamt 27 Karten im Maßstab 1:150.000.

Hier geht es zu einem Blattschnitt vom ADFC, dem Sie entnehmen können, für welche Region Sie welche Karte benötigen.

Die Radtourenkarten für die von uns beradelten Regionen in Bayern (Oberbayern, Niederbayern und Oberpfalz) finden Sie hier:

 

 

 

Unsere Lebensmittel kauften wir in kleinen Dorfläden oder größeren Supermärkten - wir bekamen alles, was unser Herz begehrte: Brot, Käse und Wurst, fertige Feinkostsalate, Joghurt und Obst, Getränke aller Art. Manchmal hielten wir in Biergärten auf ein kühles Radler oder gönnten uns einen Eiscafé am Straßenrand. Überall begegnete man uns freundlich und hilfsbereit, beäugte interessiert unsere Gespanne und zollte Respekt vor unserem Vorhaben. Da die Geschäfte an den Wochenenden geschlossen hatten, gönnten wir uns Sonntags einen Restaurantbesuch. 

Sauberes Wasser zu bekommen war absolut kein Problem. Mehrmals täglich füllten wir unsere Trinkflaschen mit Leitungswasser auf - z.B. in Bäckereien, Restaurants oder bei Privatleuten, die draußen in ihren Gärten waren. Die Bitte nach Wasser hat uns noch niemand verwehrt - das ist übrigens nach zwei Jahren Reise durch 16 Länder immer noch so. Eher wurden wir gefragt, ob wir nicht lieber etwas anderes möchten statt "nur" Leitungswasser ...

Im Idealfall fanden wir abends einen Platz neben einem See, Bach oder Fluss. Das Wasser benutzen wir, um unser Geschirr zu spülen und uns zu erfrischen - so müssen wir dafür nicht unser wertvolles Trinkwasser verschwenden. Mit Hilfe der Hundeschüssel können wir so auch mal ein paar unserer T-Shirts waschen, denn wir benutzen biologisch abbaubare Seife.

 

Zeitungsbericht Deutschland

Mit einem Klick hier oder auf das Bild kommt ihr zum Zeitungsbericht aus Deutschland (20.06.2010, Bayerwald Echo).

 

Unsere gut erzogenen Hunden fielen nirgends unangenehm auf. Es ist Sommer und die Zeit des draußen-sitzens in Cafés und Biergärten, da dürfen Gomolf und Diu natürlich immer mit. Es gefiel den Leuten, dass uns unsere Vierbeiner auf der Radtour begleiten dürfen. 

Nach zehn Tagen erreichten wir schließlich Niederrunding. Der Wettergott war uns gnädig gewesen und hatte uns nur ein paar Regenschauer geschickt - unser Zelt erwies sich als wasserdicht. Wir waren schmutzig und ziemlich erledigt, denn gerade auf dem letzten Stück hatte es ein paar ordentliche Steigungen gegeben. Gott sei Dank durften wir unser Zelt hinter dem Haus von Michaels Cousine aufstellen - und sogar deren Dusche benutzen. Hier gönnen wir uns erst einmal eine wohlverdiente Ruhepause!

Wir erinnern uns immer gerne an diese erste Etappe der Reise zurück: Jeder sprach unsere Sprache, es gab gutes und vertrautes Essen, der Radsport ist so weit verbreitet, dass wir auch mal mit den gepolsterten Radhosen in einen Supermarkt gehen können, ohne schief angeschaut zu werden. Am Straßenrand gibt es so Köstlichkeiten wie Brathendl mit Kartoffelsalat zu kaufen, Michael kostet sich durch alle lokalen Biersorten, die er im Supermarkt findet. Die Infrastruktur in Bayern ist so gut, dass es nicht nur einwandfreie Straßen, sondern auch ein dichtes, gut ausgebautes Radwegnetz gibt. Das Leitungswasser ist überall verfügbar und bedenkenlos trinkbar. Und dabei gibt es überall noch genügend Natur, die man ungestört genießen kann.

Was für ein vielversprechender, schöner Start für unsere Radreise!

Hier kannst Du lesen, wie es in Tschechien weiterging.

 

 

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