Alle Jahre wieder - wenn es endlich Frühling wird. Wenn ein kalter, trister, graue Winter hinter uns liegt und wir alle die liebe Sonne vermissen - die schönen, warmen Strahlen, die sich so angenehm auf der Haut anfühlen und die uns einfach sooo gut tun. Ja dann, dann zieht es uns alle nach draußen - in den Garten, an den Badesee, auf den Spielplatz. Die Sonne zeigt uns ihr lachendes Gesicht endlich mal ohne Wolkenschleier, und wir aalen uns in ihren hellen Strahlen, um nur möglichst schnell braun zu werden, denn diese winterliche, kränklich-blasse Hautton, mit dem wir alle daherkommen, mag uns einfach nicht recht gefallen.

Wer sich dabei einen leichten Sonnenbrand holt, der hat eigentlich noch Glück, denn umso schneller wird er braun. Nur einen ganz starken, schmerzhaften Sonnenbrand möchte dann doch keiner haben. Denn wenn sich die Haut erstmal schält, kommt darunter wieder das verhasste Weiß zum Vorschein. So schützt man sich eben ein bisschen und die Kinder werden vorbeugen mit Tiroler Nussöl eingeschmiert, denn sie verbrennen ja noch schneller als die Erwachsenen. Meine Mutter weiß zu berichten: “bei uns hat sie da niemand was drum g'schissen, wenn wir einen Sonnenbrand bekommen haben.“

UV-Schutz - früher und heute

So war das also einmal - vor ungefähr 50 Jahren. In der Zwischenzeit hat sich viel getan: der Zusammenhang zwischen Hautkrebs und Sonnenbränden - besonders im Kindes - und Kleinkindalter - ist wissenschaftlich nachgewiesen. Und wie so oft in der Entwicklung schlägt das Pendel nun ins andere Extrem aus: Sobald sich die ersten Sonnenstrahlen zeigen, werden Hüte mit breiter Krempe - oder gleich mit Nackenschutz - hervorgekramt; Arme, Beine und Gesicht werden dick mit Sunblocker - Lichtschutzfaktor 50 - eingecremt und zur Mittagszeit haben die Kinder Schattenpflicht. “Heutzutage machen sich viele Eltern zu viele Sorgen um die UV-Belastung für ihre Kinder“, sagte mir ein deutscher Kinderarzt, der diese Sorgen als übertrieben einschätzt. “Es ist alles gut!  Wir sind dazu gemacht, dass wir eine Weile in der Sonne bleiben können - und wir brauchen die UV-Strahlen auch. Wenn es vormittags oder am späteren Nachmittag schon klar und sonnig ist , sollten Sie ruhig ihre Kinder kurzärmlig und mit kurzen Hosen an die frische Luft lassen . Da brauchen Sie nicht gleich Hüte aufsetzen und Arme eincremen sonst hindern Sie die Haut dabei, ihren Eigenschutz zu verbessern.  Dennoch ist es natürlich sehr Sonnenbrände zu vermeiden.“

Aber wie macht man das in der Praxis am besten? Hier

Unsere gesammelten Sonnenschutz-Erfahrungswerte aus 7 Jahren Fahrradreise in und nach Asien:

Einleitend sei gesagt: Die UV-Belastung in Asien ist um ein vielfaches höher als in Mitteleuropa, wir sind also durch eine harte Schule gegangen, als wir uns mit dem Fahrrad über China und Laos langsam ins subtropische Klima hinein gearbeitet haben. Doch dabei haben wir enorm viel gelernt, und mittlerweile für uns und unsere Kinder einen gesunden Umgang mit dem Sonnenlicht gefunden.

Die oben beschriebene Entwicklung, den Sonnenschutz erst zu vernachlässigen und dann sehr ernst zu nehmen, haben wir in den letzten Jahren selbst persönlich durchgemacht. Dank der Tatsache, dass wir auf unserer Reise nach Asien langsam und allmählich an die immer höher stehende Sonne gewöhnt wurden, mussten wir uns damals nicht viel um Sonnenbrände kümmern. Wir hatten noch die Restbräune vom Sommer in Europa, sind nur in Aserbaidschan, Kasachstan und China etwas verblasst, konnten uns dann aber in Südchina, Laos, Thailand und Kambodscha ausreichend mit Sonnenstrahlen versorgen - weitgehend, ohne dabei zu verbrennen. Und das wohlgemerkt ohne Sonnencreme oder langer Kleidung. Nachdem wir aber eine Weile in Asien unterwegs waren - von Kambodscha nach Vietnam, wieder zurück durch Kambodscha, dann nach Thailand und jetzt bis nach Malaysia - spürten wir, wie sehr uns die starke UV-Strahlung zusetzt. Ab einer bestimmten Stärke fühlt sich das Sonnenlicht einfach nicht mehr gut an. Sonnencreme gibt uns dabei nicht das Gefühl, wirklich geschützt zu sein. Das, Einzige, was uns beim Fahrradfahren rund um die Mittagszeit wirklich hilft, ist lange Kleidung: Longsleeve, Hut, lange Hosen und wenn es ganz schlimm ist, auch Socken.

In den Tropen am besten mit Longsleeve, Hut, langen Hosen und Socken

Das hört sich zuerst vielleicht einmal unkomfortabel an. Ist es auch. Aber die Sache ist die, dass jegliches Dasein in der prallen asiatischen Mittagssonne unkomfortabel ist. Da ist es auch nicht mehr weiter tragisch, lang bekleidet zu sein - im Gegenteil, wir fühlen uns zumindest vor der UV-Belastung geschützt. Denn die ist enorm! Eine Idee zur Erleichterung: wenn es ganz schlimm heiß ist, bevorzugen wir statt dem Longsleeve ein Tuch, mit dem wir Arme und Schultern abdecken. Das ist zwar mit etwas Fummelei verbunden, aber dafür bei jeder Pause sehr praktisch, da man es sofort ablegen kann und dem Dasein im T-Shirt wenigstens für ein paar Minuten nichts im Wege steht.

Generell gesprochen ist der beste Sonnenschutz in Asien der, die wirklich heißen Stunden im Schatten zu verbringen. Wenn wir irgendwo länger rasten, dann tun wir das auch - da treibt uns mittags nichts vor die Türe. Aber wenn wir mit den Fahrrädern unterwegs sind, geht das manchmal einfach nicht. Wann ist das Schicksal schon mal so gnädig, pünktlich um 10:30 Uhr - wenn es langsam viel zu heiß wird - ein schönes, klimatisiertes Cafe oder gar Einkaufszentrum zu schicken, in dem wir uns drei oder vier Stunden lang herumtreiben können, bis die schlimmste Zeit vorbei ist? Manchmal haben wir tatsächlich das Glück - aber natürlich leider eher in Ausnahmefällen. Selbstverständlich klingelt unser Wecker an Radreise-Tagen schon sehr früh: spätestens um 4:30 Uhr singt uns das Handy ein sanftes Aufwachlied, sodass wir bestenfalls schon um 5:30 Uhr auf den Fahrrädern sitzen und losradeln können. Die Sonne geht bereits um 6 Uhr auf und dann dauert es nicht mehr lange, bis es unangenehm warm wird. schon um 8 Uhr ist es so heiß, dass man lieber im Schatten wäre. Ab 9 Uhr ist es an klaren Tagen eine Zumutung, draußen unter freiem Himmel zu sein. Wenn wir denn müssen, dann ist jetzt der späteste Zeitpunkt gekommen, um lange Kleider anzulegen und Hüte aufzusetzen. Die Kinder sind nun am besten in ihrem Anhänger aufgehoben, denn dank dem Sonnenschild sind sie dort optimal geschützt und dürfen ganz leicht bekleidet den Fahrtwind genießen.

Welche Sonnenstrahlen sind gefährlich? Die Schattenregel gibt die Antwort

Zu der Frage, vor welchen Sonnenstrahlen wir uns schützen müssen und vor welchen nicht, habe ich von unserem Sonnenbrillen - Sponsor Caruso eine sehr gute Faustregel mit auf den Weg bekommen: Die Schatten Regel. Da die Sonne umso schädlicher ist, je höher sie steht, kann man am eigenen Schatten recht gut ablesen, wann es gefährlich ist und wann nicht. Ist der eigene Schatten kürzer als man selbst, sollte man sich vor der Sonne schützen - und zwar konsequent. Mit langer Bekleidung und / oder viel Sonnencreme . Besonders gefährdet sind die sogenannten Terrassenflächen der Haut, also da, wo die Sonne direkt von oben, sozusagen frontal draufscheint. Das sind insbesondere die Schultern, die Nase, und - oft vergessen - die Ohren, die Füße und bei bestimmten Tätigkeiten - wie Radfahren - auch die Hände. Gute Nachrichten für Euch in Deutschland : dort ist das höchstens an drei Stunden pro Tag der Fall, dass der eigene Schatten kürzer wird als man selbst. In Asien dagegen sind es um die sechs Stunden.

Der Umkehrschluss der schattenregel Regel lautet natürlich: Ist der eigene Schatten länger als man selbst , so ist es beinahe unmöglich, sich einen Sonnenbrand zu holen, eher bräunt man leicht und gleichmäßig - es spricht also nichts dagegen, sich in dieser Zeit in der Sonne aufzuhalten, so lange es sich gut anfühlt.

Mit Hilfe dieser Regel kann man sich sehr gut herantasten , um langsam herauszufinden, wie viel Sonne die Haut verträgt . Dies gilt besonders auch für Kinder, die ja bekanntlich viel empfindlicher sind. Dank unserer Umsicht hatten unsere Kinder noch nie einen Sonnenbrand, höchstens mal gerötete Wangen, die bereits am Abend wieder normal wurden. Ich hoffe sehr, dass es uns gelingt, dass dies so bleibt.